Resolution der Oldenburger GEW-Oberschullehrkräfte

22. April 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Pressemitteilungen & Positionen

OBSen – Missstände verwalten oder pädagogisch arbeiten?

Speziell die Lehrkräfte an den Oldenburger Oberschulen spüren die stetig ansteigende Belastung im schulischen Alltag, die ein erfolgreiches und sinnvolles pädagogisches Arbeiten fast unmöglich macht.

Bedingt durch die vorhandene Dreigliedrigkeit im SEK-I-Bereich (GYM, IGS, OBS) in der Stadt Oldenburg müssen sich zurzeit die Oberschulen zunehmend um die SchülerInnen und Schüler kümmern, die im Bildungssystem zu kurz kommen oder zu kurz gekommen sind und ein Vielfaches an pädagogischer Zuwendung benötigen als durch Zeit-, Stunden- und Fachkräftedeputate bisher vorgesehen ist.

Folgende Punkte verdeutlichen die konkret zu spürende und kaum zu bewältigende Mehrarbeit an den Oberschulen:

Bereich „Unterrichtliche Tätigkeit“

  • An den Oberschulen werden in den 5. Klassen fast ausschließlich oder überwiegend SchülerInnen der unteren Leistungsgruppe angemeldet, die besondere pädagogische Zuwendungen benötigen.
  • Die geringe Lesefähigkeit der SchülerInnen lässt die Nutzung der vorhandenen Schulbücher kaum zu, so dass durch die Lehrkräfte ständig eigene „Lehrmaterialien“ – zugeschnitten auf die individuellen Anforderungen der SchülerInnen – erstellt werden müssen/müssten.
  • Der hohe Migrationsanteil in den Klassen erschwert die Verständigung im Unterricht sowie mit den Eltern. Abgestimmte Zielvorstellungen über Unterricht und Entwicklungsmöglichkeiten der SchülerInnen können häufig nur über Dolmetscher erfolgen, die jedoch nicht ausreichend zur Verfügung stehen.
  • Während des laufenden Schuljahres müssen stetig zu integrierende Flüchtlingskinder und weitere Neuzugänge in die Klassen aufgenommen werden, da die Integrierten Gesamtschulen der Stadt (als von den Eltern bevorzugte Schulform) voll belegt sind.
  • Ab Klasse 7 erfolgt die Aufnahme von RückläuferInnen aus den Gymnasien, die nochmals ganz andere Differenzierungen im Fachunterricht benötigen.

Bereich „Inklusion und Integration“

  • Die Oldenburger Oberschulen tragen den Hauptanteil der Inklusion im SEK-I-Bereich. (OBSen: 7 %, IGSen: 4,5 %, Gym: 0,4 %). Bedingt durch die Zusammensetzung der Klassen fehlen die Leistungsgruppen in den Klassen, die die Inklusion stützen können. Darüber hinaus gelingt die vollständige feste „Verankerung“ der Förderlehrkräfte und Integrationslotsen in das Stammkollegium noch nicht, da viel zu viele MitarbeiterInnen als „pädagogische Reisende“ unterwegs sind.
  • Die Einbindung von Lehrkräften, pädagogischen MitarbeiterInnen und Eltern wird deutlich erschwert, da für notwendige Absprachen kein Zeitbudget zur Verfügung steht.
  • Die Inklusion und Integration erfordert durch die besondere Situation an den Oberschulen kleine Lerngruppen, zusätzliche Differenzierungsräume und eine Erhöhung der Anzahl der Förderschul- bzw. Sprachlehrkräfte, damit individuell auf die Anforderungen reagiert werden und eine sinnvolle Förderung erfolgen kann, um Schulabschlüsse und damit auch Ausbildungschancen zu ermöglichen. Nur so können Inklusion und Integration gelingen. Ein Scheitern führt zu all den Problemen, die sich in letzter Zeit in Zeitungsschlagzeilen niederschlugen.
  • Die Nahtstelle zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung muss dringend durch ein spezifisches Angebot verzahnt werden.

 

Bereich „außerunterrichtliche Tätigkeit“

  • Die tägliche Arbeit mit außerschulischen Unterstützungssystemen erfordert zusätzlichen Zeiteinsatz, der in keiner Weise berücksichtigt wird. Der Kontakt zu diesen Stellen wird auch dadurch erschwert, dass Eltern aus vielschichtigen Gründen leider nicht in der Lage sind, unterstützend zu wirken.
  • Die Verwaltungsarbeit für die BuT-Anträge muss fast immer zusätzlich von den Lehrkräften aus den o.g. Gründen geleistet werden.
  • Die erforderliche Dokumentation der Lernentwicklung und der Förderpläne ist sinnvoll für ein erfolgreiches Schulleben, doch lässt es sich zeitlich kaum oder nicht bewältigen, wenn gleichzeitig alle anderen Aspekte im Schulalltag umgesetzt werden müssen.

 

Resümee:

Soll die Oberschule weiterhin die Benachteiligten im Bildungssystem aufnehmen müssen, dann sind die curricularen Vorgaben dahingehend zu verändern, dass durch Zielangaben, Zeit und Ausstattung der multiprofessionellen Teams ein erfolgreiches Arbeiten überhaupt erst möglich werden kann.

Dazu gehören:

  • Senkung der zu erteilenden Unterrichtsstunden, um Zeit für notwendige Absprachen zu finden
  • Anerkennung der Arbeitsleistungen durch A 13 für alle
  • Senkung der Klassenfrequenz
  • Differenzierungsmöglichkeiten z. B. durch zusätzliche Räume und zusätzliches Fachpersonal

Vollständiges Papier Resolution Oberschule zum Download

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