SOLIDARITÄT MIT DER FRAUENSEKRETÄRIN UNSERER
SCHWESTERGEWERKSCHAFT EĞİTİM SEN IN DER TÜRKEI
Nachdem die türkische Regierung in Folge des gescheiterten Putschversuches vom 15. Juni 2016 die Entlassung u.a. tausender Lehrkräfte, WissenschaftlerInnen und AkademikerInnen veranlasste, verschlechterte sich die Situation in der Türkei rasant. Die aktuellen Vorgänge in der Türkei sind alarmierend.
Die massive Einschränkung der Pressefreiheit, die menschenunwürdigen Zustände in den Gefängnissen sowie Verstöße gegen die Versammlungsfreiheit auf öffentlichen Plätzen gehen einher mit staatlichem Druck und zunehmenden Repressalien.
Wer öffentlich Kritik am Regime äußert, muss mit Konsequenzen rechnen. Dies betrifft nicht nur PolitikerInnen, SchriftstellerInnen, JournalistInnen und Menschen- rechtsaktivistInnen, sondern auch GewerkschafterInnen wie die Frauensekretärin unserer Schwestergewerkschaft Eğitim Sen in der Türkei:
Ebru Yiğit (Frauensekretärin der Bildungsgewerkschaft Eğitim Sen)
Auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) war Ebru Yiğit ein besonderer Gast auf dem Gewerkschaftstag Anfang Mai in Freiburg.
Sie solidarisierte sich mit allen unterdrückten Lehrkräften und WissenschaftlerInnen, die aufgrund von Repressalien und Angst um das eigene Leben ihre Heimat verlassen mussten. Während ihres Auslandsaufenthaltes wurde ihre Wohnung von der türkischen Polizei gestürmt und verwüstet.
Die Konföderation der im öffentlichen Dienst Beschäftigten (KESK) kritisierte das Vorgehen der türkischen Polizei stark. Die Stürmung sowie Durchsuchung der Wohnung erfolgte in der Gewissheit, dass sich Ebru Yiğit zu diesem Zeitpunkt im Ausland aufhielt, um dort Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Möglicherweise sollte dies den Zweck haben, Ebru Yiğit in ein schlechtes Licht zu rücken und Misstrauen ihr gegenüber zu wecken.
Auf ihrer Rückreise wurde sie dann am 21. Mai 2017 am Sabiha Gökçen Flughafen in Istanbul festgenommen und verbrachte in der Folge zwei Tage in Untersuchungshaft. Ihr konnte nichts angelastet werden, sodass sie vorerst entlassen wurde. Dennoch liegt ein Ausreiseverbot gegen sie vor. Sie darf sich nur noch in einem bestimmten Radius bewegen und muss sich wöchentlich an der Polizeistation an- und abmelden. Auf diese Weise wird Ebru Yiğit kontrolliert und ihr Standort kann in kürzester Zeit ausfindig gemacht werden. Ebru Yiğit steht quasi unter Arrest. Die Ungewissheit darüber, was ihr in nächster Zeit passieren könnte, belastet sie sehr.
So wie Ebru Yiğit ihre Aufgabe als Gewerkschafterin wahrgenommen hat und nach Deutschland gereist ist, um für weltweite Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen, ist es nun auch unsere Aufgabe, Ebru Yiğit und alle anderen Lehrkräfte und Wissen- schaftlerInnen, die sich in Haft befinden oder von Repressalien bedroht sind, in ihrem demokratischen Handeln für Freiheit und Gerechtigkeit zu unterstützen.
Der Niedersächsische Ausschuss für Migration, Diversität und Antidiskriminierung (NAMA) verurteilt das repressive Vorgehen der türkischen Regierung gegenüber Andersdenkenden und fordert alle DemokratInnen sowie GewerkschafterInnen auf, nicht zuzusehen, wie immer mehr unserer KollegInnen vom Erdoğan-Regime festgenommen oder mundtot gemacht werden. Die Bundesregierung muss allen politisch verfolgten LehrerInnen und WissenschaftlerInnen Asyl gewähren und sich gegenüber der türkischen Regierung positionieren!